Darf man für das Jahr 2020 einen Jahresrückblick schreiben, ohne Corona zu erwähnen? Kann man das überhaupt?
Die Antwort ist: Nein. Das Virus hat uns alle beeinflusst und uns Kraft, Mühe und Flexibilität abgefordert. Aber am Ende des Jahres waren wir uns einig: es hat genug Raum eingenommen! Wir möchten die Synagoge und die Menschen in den Fokus stellen, die diesen besonderen Ort im vergangenen Jahr mit Leben gefüllt haben.
Ein randvolles Jahresprogramm verhieß ereignisreiche Tage und Wochen für unsere Leiterin Anett Gottschalk. Der damit verbundene Wunsch, mehr Besucher vor Ort von unserer Synagoge zu begeistern, blieb in 2020 ein frommer Wunsch; fast alle unsere Veranstaltungen mussten abgesagt oder verschoben werden.
Der Hauptzweck eines Museums ist die Aufbereitung und Vermittlung von Kultur. Doch was ist Kultur? Wie soll sie präsentiert, wo der Fokus gelegt werden? Diese komplexen Fragen zeigen: Am Ende steht und fällt das Museum mit den Menschen, die dahinterstecken. „Die“, das sind vor allem „wir“; die Mitarbeiter. Dieses „Wir“ ist ein Hauptereignis 2020, denn dahinter stehen mittlerweile fünf Personen, wo es zum Jahresanfang nur zwei gewesen waren. Durch unermüdliche Arbeit schuf Frau Gottschalk drei Projektstellen, die zur Jahresmitte mit Tim Schauer, Dr. Anton Hiecke und Franziska Waßmann besetzt werden konnten. Dieses Mehr an (Wo-)Manpower macht sich seither eindrucksvoll bemerkbar!
Gemeinsam krempelten wir kurzerhand unsere Präsenz vom vorwiegend analogen in den digitalen Bereich und konnten dadurch eine kleine, aber äußerst feine Auswahl von Veranstaltungen ermöglichen: die Ergebnisse des Fotowettbewerbs, die normalerweise in unseren Ausstellungsräumen zu sehen sind, waren noch recht einfach online zu stellen. Echtes Neuland betraten wir hingegen, als unsere lang geplanten Jüdischen Kulturtage nicht vor Ort stattfinden konnten und wir Teile davon kurzerhand per Video drehten, veröffentlichten und damit den Grundstein für einen eigenen Youtube-Kanal legten. Ebenfalls stolz sind wir, das Theaterstück „Kafka“ unter strengen Hygienebedingungen live in der Synagoge ermöglicht haben zu können – als analoge Veranstaltung hatte es damit ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal!
Besonderer Dank gilt dabei neben unserem Webdesigner Thomas Beer und unserem Ortsbürgermeister Dirk Honsa ebenso wie dem Vorstand und den Vereinsmitgliedern des Museumsvereins Gröbziger Synagoge e.V. sowie dem Land Sachsen-Anhalt, dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld und der Stadt Südliches Anhalt, die uns beharrlich und stets mit Blick in die Zukunft unterstützen. Ebenfalls hervorheben möchten wir die Arbeit der vielen Medienvertreter, die sehr an unserer Einrichtung interessiert sind und deren regelmäßige Berichterstattung eine größere Sichtbarkeit ermöglichte. Stellvertretend sind die MZ Köthen und der MDR zu nennen.
Ein Museum ist Kultur, aber vornehmlich auch: ein Ort, ein Gebäude. Und das bedarf Pflege! Die Schließung für den Besucherverkehr konnten wir daher für umfangreiche Baumaßnahmen nutzen, die noch andauern. So wurde das Bad saniert und barrierefrei gestaltet, der kleine Garten neu angelegt und die Tür zur Synagoge erneuert. Große Projekte wie der Einbau eines Fahrstuhls und die Erneuerung des Giebels am Kantorhaus dauern weiter an.
Das Museum als Ort eines kulturellen Angebotes ist für uns nicht nur Vergangenheit, sondern vor allem: Zukunft! Die Freude über den erneuerten Zuwendungsvertrag vom Land Sachsen-Anhalt, dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld und der Stadt Südliches Anhalt war daher ganz klar ein Highlight in diesem Jahr. Dieser ermöglicht uns auch längerfristige Pläne für beispielsweise die Fortsetzung kulturpädagogischer Angebote an Schulen der Umgebung. Besonders freuten wir uns über einen Kooperationsvertrag mit der Freien Schule Köthen und die anstehende Zusammenarbeit.
Nach außen präsentiert sich der Synagogenkomplex weiterhin in seiner erhabenen, schlichten Schönheit. Alles scheint wie früher. Doch innen hat sich, im wörtlichen als auch übertragenen Sinne, viel verändert. Das Team ist gewachsen, genau wie die Pläne für die Zukunft. Wir konnten neue Strukturen schaffen und alte weiterentwickeln. Der digitale Bereich ist nicht mehr wegzudenken und wir sind mittlerweile nicht nur bei Youtube, sondern auch Facebook und Instagram vertreten. Die Bauarbeiten schreiten genauso voran wie die Konzeption der neuen Dauerausstellung. Unserem Ziel, mit unserem Angebot vor Ort und überregional wahrgenommen zu werden, sind wir ein ganzes Stück nähergekommen. Wir freuen uns auf 2021!
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